Welche Erinnerungen haben Sie an #unibrennt?
22. Oktober 2014, 05:30
Am Mittwoch jährt sich die Uni-Besetzung in Wien zum fünften Mal. Waren Sie damals dabei, und wie haben Sie die Proteste erlebt?
Fünf Jahre ist es her, dass unter dem Motto "Uni brennt" Studentenproteste (zunächst) in Wien hohe Wellen schlugen. Angefangen haben die Proteste gegen die Einführung des Bologna-Systems an der Akademie der bildenden Künste. Zwei Tage später, am 22. Oktober 2009, wurden das Audimax und weitere Räumlichkeiten der Universität Wien von den Studierenden besetzt. Mit Ausnahme der Wirtschaftsuniversität erfolgten in ganz Wien Protest- und Besetzungsaktionen, die in erst im Dezember ein Ende fanden.
Erzählen Sie uns von Ihren Erinnerungen
Wie haben Sie die Uni-Proteste damals erlebt? Waren Sie live vor Ort, haben Sie sich konkret engagiert, oder haben Sie die Geschehnisse über Presse und die sozialen Medien mitverfolgt? (ugc, derStandard.at, 21.10.2014)
beim durchforsten der kommentare merkt man, dass einige in die gleiche richtung zielen...
Da gibt es so einiges,
das Mädchen das zu weinen angefangen hat, weil es so viel sexuelle Belästigungen im Audimax gibt, anstoß war hier, dass ein Typ sich das Shirt ausgezogen hat.
Das daraufhin beschlossen wurde, dass man sobald sich eine Frau sexuell belästigt fühlt nicht diskutiert wird und die Person mit gewalt rausgeschmissen wird.
Das abgestimmt wurde ob man abstimmen soll. (Das ist wirklich passiert...)
Das allerbeste war allerdings als eine Vertreterin von Unibrennt an die TU gekommen ist und vor vollem Hörsaal im Freihaus gesprochen hat, irgendwie ging es dann um eine Abstimmung worauf uns erklärt wurde, dass Abstimmen nicht richtig ist, man muss Stimmungsbilder machen nur da fühlt man sich dann nicht schlecht wenn man überstimmt wird....
Für mich als nicht-Beteiligten wirkte es wie eine an sich gute Idee die auch von sehr vielen naiven jungen Studenten mitgetragen wurde und dann von komplett weltfremden Ideologen zweckentfremdet und ins lächerliche gezogen wurde.
Kann sich noch wer erinnern, als im Plenum ein Sicherheitsdienst und zentralisierter Bierverkauf gefordert wurden?
Lief im Grunde ab, wir jede linke Revolution
Mein Bruder war damals in Graz an der TU, wo sie gemeinsam mit dem Rektorat konkrete Maßnahmen ausgearbeitet haben, die zur Verbesserung der Bedingungen geführt haben.
Zu Besuch in Wien meinte er nach dem Plenum nur: "Glaub mir, bei euch wird das nix. Die 'Geistler' (Geisteswissenschaftler, Anm.) haben es auf der KFU auch schon versaut." Wenig später hatte ich dann auch die Schnauze voll von Weltrevolution und Sturz der gesellschaftlichen Ordnung. Als wenig später meine Freundin von einigen damals in Erscheinung getretenen ("Schwanz ab" usw.) Feministinnen nach der Demo in eine Ecke gedrängt und ausgegriffen wurde ("Strafe für sexistischen Kommentar"), weil sie Frauenplena öffentlich ablehnte, war es für mich vorbei.
Als naiver Student im ersten Semester, von den Lehrenden unseres Instituts sogar dazu aufgefordert, war ich die ersten paar Tage dabei. Hab brav bei der Demo "UNSERE UNI!" gerufen, sogar in der VoKü ausgeholfen und mich extrem über die Schmiererei-Lüge in der Krone aufgeregt.
Dann hat man mir erklärt, dass ich als männliches Wesen eine Art Erbschuld mit mir herumschleppe und bildungspolitische Themen erst besprochen werden, wenn die Souveränität der Frauen hergestellt ist.
Wie es danach weiterging ist eh bekannt.
In trauriger Erinnerung sind mir auch die Forderungen bezüglich Genderthemen geblieben, die zwar durchaus ihre Berechtigung haben, bei #unibrennt aber nicht zum Kern der Anliegen gehörten. Immer wenn irgendjemand eine Forderung verkündete, rief irgendjemand hinterher: "Aber vergesst nicht die Genderthemen!"
Eine Studienkollegin hielt im Plenum mal ein Plädoyer, dass sich #unibrennt auf die Kernthemen konzentrieren sollte. Keiner einzigen Antwort darauf war Zustimmung zu entnehmen. Alle Reaktionen lauteten in etwa: "Oh Gott, was bildest du dir bloß ein, die Genderthemen als nachrangig zu betrachten?!"
Natürlich wurden die Kernthemen dadurch verwässert, aber da waren Hopfen und Malz verloren.
Sehr bewusste und sich als Che fühlende Neomarxisten und Innen, genderbewegt aber ungeduscht, versuchten, Politik zu spielen.
Das Scheitern war immanent.
was ich davon in erinnerung habe?
dass egal wie gut eine sache auch sein mag, die gendermädels reissens garantiert in den abgrund ...
Ich bin damals in das Audimax gekommen um dafür zu demonstrieren dass der Staat mehr in Bildung investiert. Leider waren die Strukturen und Denkmuster unglaublich verkrustet. Klassenkampfrhetorik dominierte. Wenn man auch nur das Wort Studiengebühren in den Mund nahm war man der Arsch. Alles in allem war einfach keine Diskussionskultur vorhanden.
Als das Cheposter aufgehängt wurde und ich eine Sovietfahne sah wusste ich dass es pure Zeitverschwendung ist sich dort einzubringen. Als dann irgendwelche Lesbengruppierungen Genderkram auf die Agenda setzten war es nur noch Satire für mich.
grundsätzlich eine coole idee - allerdings hats mir gezeigt, dass Basisdemokratie in einer derart großen unhomogenen Gruppe nicht funktionieren kann. Die Ideologie dahinter, das hiesige Bildungssystem anzufechten, ist leider irgendwann verschwunden und es wurde eine Weltverbessererhaufen in alle Richtungen ... pro Arbeitskreis
Schade, dass sich AntiFa oder Attac oder beide unibrennt als Plattform für ihren Schaß ausgesucht haben
auf die bin ich immer noch grantig und was mich auch gestört hat war diese mangelnde konsensbereitschaft innerhalb der studentenschaft. sobald da einer reinkam der nicht unbedingt am jutesack seine linken politischen werte nach außen trug, wurde gnadenlos gebuht egal was gesagt wurde etc..
Die linken haben die Bewegung zerstört.
ja vor allem störte mich daran, dass es irgendwann einfach nicht mehr um die inhalte ging sondern nur mehr um irgendwelchen linkspopulistischen klassenkampfschaß. ich kann mich noch gut daran erinnern wie eine junge studentin vom typ her eine janine wulz das rednerpult betrat und über vegane ernährung gesprochen hat. es wurde der zeitpunkt verabsäumt um als homogene gruppe aufzutreten und die damalige regierung spielte relativ locker divide et impera mit unterstützung der krone und anderen medien und hat die ganzen proteste einfach ausgesessen.
Die Bewegung war daran schuld dass ich weitgehend meinen Glauben in die linken und feministischen Bewegungen von Österreich verloren hab.
Beispiel eine Plenarssitzung:
Von einer Arbeitsgruppe wurde eingefordert dass man sich nicht áls linker, sondern als studentischer Protest deklariert. Auspfeifen und ausbuhen von 80% der Anwesenden.
Alles wurde politisch für extrem linke und extrem feministische Standpunkte missbraucht. Die Bildungsdebatte war nicht mal mehr sekundär.
Schade drum, ich war eigentlich anfangs sehr begeistert über das studentische Engagement.
Hab das am
Anfang mit Interesse und großen Hoffnungen verfolgt. Dann hat die Bewegung ihren Enthusiasmus verloren und die Berufsdemonstrierer und Kryptomarxisten haben übernommen und alles an die Wand gefahren. Irgendwann war es dann nur mehr - frei nach Adorno - die schlechte Welt mit der schlechteren bekämpfen.
ich ginge sogar soweit zu sagen
die Kryptomarxisten haben das ding mit voller absicht an die wand gefahren, weil sonst kann man ja nicht mehr diskutieren wie schlecht alles ist, wenn auf einmal was funktioniert.