Der Nationalsozialismus entstand in Böhmen, und zwar 1896, als tschechische Sozialdemokraten, die den Sozialismus auf internationaler Ebene als unrealistische Utopie empfanden, unter der Führung von Klofac, Stribrny und Franke eine nationalsozialistische Partei gründeten. Ihr Führer wurde 1919 Eduard Benes, ein Nationalsozialist von echtem Schrot und Korn, der schon 1943 im Exil erklärte, dass man Hitler nachahmen müsse.
Erst am 5. Mai 1918 in Wien wurde die DAP in "Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei" umbenannt. Ihr Programm war eindeutig links. Es war offen gegen die Donaumonarchie gerichtet, antihabsburgisch, antiaristokratisch, antiklerikal, antikapitalistisch und - einziger Unterschied zu ihrem tschechischen "Vorbild" auch antisemitisch. Die Namenserweiterung fand - ein symbolischer Zufall? - am 100. Geburtstag von Karl Marx statt.
Bei der Räterepublik war auch Adolf Hitler dabei. Hitler diente in München mit roter Armbinde unter den Kommunisten (siehe J. Fest: "Hitler", 1973, S. 122).
Der aus Böhmen ausgewiesene Ingenieur Rudolf Jung überredete Hitler, der in München auch einer "Deutschen Arbeiterpartei" angehörte und beabsichtigte, ihr die Bezeichnung "sozialrevolutionär" zu geben, sie lieber "nationalsozialistisch" zu nennen. Jung überzeugte ihn auch, die rote Fahne als zugkräftiges Symbol zu benützen.
Goebbels bekannte sich sogar noch 1926 als "deutscher Kommunist" und erklärte 1933 dem Petit Parisien in einem Interview, dass die Deutsche Revolution das Ambivalent zur Französischen sei.
Gerade der Linksdrall der NSDAP trieb Goebbels zur Aussage:
"Wir sind Antisemiten, weil wir Sozialisten sind."
War es doch auch das Programm der Braunen, den "bürgerlichen Klassenstaat zu zertrümmern", wie Hitlers bis in den Tod treuester Paladin, Goebbels, es geplant hatte (siehe sein "Der Nazi-Sozi", 1932, S. 10). Ja aber, fragt vielleicht der naive Zeitgenosse, haben die Braunen nicht "dennoch" behauptet, "rechts" zu stehen? Keine Spur! Goebbels erklärte am 6. Dezember 1931 im "Angriff", dass die NSDAP die "deutsche Linke" verkörpere und den "bürgerlichen Nationalismus" verachte. Kann das deutlicher gesagt werden? Was will man mehr?
Von Speer wissen wir, wie sehr Hitler später bereut hatte, den Rechten Franco und nicht die ihm viel sympathischeren, die Friedhöfe und Leichen schändenden Rotspanier unterstützt zu haben. Zudem betrachtete Hitler den Nationalsozialismus als eine "auf exakter Wissenschaft aufgebaute Volksbewegung", eine Formel, die sicherlich auch Lenin hätte benützen können.
Nun erfährt man aber in Goebbels "Tagebuch" (II. 14), dass es, wie ihm Hitler verriet, nach einem Endsieg des Dritten Reichs allen "konservativen" Kräften, vor allem dem Christentum, an den Kragen gegangen wäre. Es war schließlich, wie Dahrendorf sagte, die Moderne, die 1933 in Deutschland ihren Einzug gefeiert hatte, während die Rechte, die "Reaktion" am 20. Juli 1944 das so linke "Rad der Geschichte" zurückdrehen wollte, was aber leider nicht gelang.
In einem sehr guten Aufsatz hat der sächsische Justizminister Steffen Heitmann (siehe Deutschland-Magazin 7/97) den Unterschied zwischen Rechts und Links herausgearbeitet.
"Rechts" steht demzufolge für Persönlichkeit, Vertikalität, Transzendenz, Freiheit, Subsidiarität, Föderalismus und Vielfalt, "Links" für Kollektivismus, Horizontalismus, Materialismus, Gleichheit-Nämlichkeit, Zentralismus und Einfalt (in beiden Sinnen des Wortes). Hier muss man auch bemerken, daß Freiheit und Gleichheit Gegensätze sind, denn Gleichheit ist "unnatürlich" und kann lediglich in der Tyrannis künstlich geschaffen werden. Nur Sklaven sind "gleich".