Limux: Münchner Rückkehr zu Windows immer wahrscheinlicher
6. Oktober 2014, 14:34
Innovatives Projekt mit Linux auf Behördenrechnern könnte abgedreht werden, die Prüfung läuft
Viel Lob hat die Stadt München in den letzten Jahren aus der Open Source-Community erhalten: Die Stadtverwaltung hatte sich vor zehn Jahren mit dem Projekt "Limux" vorgewagt, bei dem alle behördlichen Computer auf das Betriebssystem Linux umgestellt wurden. Doch die Abkehr von Windows hatte, so die Darstellung des derzeitigen Bürgermeisters Dieter Reiter (SPD), zahlreiche Probleme mit sich gebracht.
Neue Stadtspitze meckert gegen Linux
Reiter war aus den Kommunalwahlen im März 2014 als neuer Bürgermeister hervorgegangen, bereits im Wahlkampf hatte "Limux" eine Rolle gespielt. Auch sein Vizebürgermeister Josef Schmid (CSU) wandte sich mehrfach gegen das alternative Betriebssystem, durch das die Stadt "den Anwendungen in Wirtschaft und Gesellschaft" hinterhinke. "Meine Mitarbeiter leiden", so Schmid in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Die IT-Abteilung der Stadt hatte die Vorwürfe strikt von sich gewiesen, Software-Probleme seien in dieser Größenordnung bei jedem Betriebssystem normal.
Expertenkommission prüft
Kurz nach ihrer Amtseinführung veranlasste die neugewählte Stadtregierung dann eine umfassende Prüfung des Open-Source-Vorzeigeprojekts, mit dem zigtausende Euro gespart wurden. Eine "unabhängige Expertenkommission" solle Mitarbeiter interviewen sowie Kosten und Effizienz prüfen. Laut Spiegel ist – nicht nur durch den Druck der politischen Spitze – eine Entscheidung für Windows und gegen Limux wahrscheinlich. Eine entsprechende Anfrage des deutschen Nachrichtenmagazins wollte die Stadtregierung allerdings nicht beantworten.
Microsoft umgarnt München
Für Microsoft ist klar, dass "die Liste derjenigen, die zu Microsoft zuürckgekehrt sind, länger ist als die der Umsteiger." Das sagt Firmensprecher Thomas Mickeleit im Spiegel. Für den Software-Giganten war das Projekt Limux jahrelang ein Dorn im Auge gewesen – nicht zuletzt aufgrund der Befürchtung, zahlreiche andere Großstädte könnten den Münchnern folgen.
Deshalb wurde die bayrische Landeshauptstadt heftig umworben, unter anderem soll der nächste Europa-Firmensitz von Microsoft in München gebaut werden. Dass diese Entscheidung der wahre Grund für das Limux-Aus sei, wie zahlreiche Kritiker vermuten, dementiert das Münchner Rathaus allerdings vehement. Dennoch sei der neue Bürgermeister laut Aussage jedenfalls "ein Microsoft-Fan". (fsc, derStandard.at, 6.10.2014)
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